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Siegfried und Volker Helm an der Karpfenhälterung im Hirschgrund.
FOTO: b-fritz.de
„Freies Wort“ (31.12.2005)

FISCH ZUM JAHRESWECHSEL
Forellen und Karpfen blau, gebacken oder geräuchert stehen heute oder morgen auf den Speisezetteln der Thüringer

Leckerbissen aus glasklarem Quellwasser


Die Schuppe eines Karpfens soll Glück im neuen Jahr bringen. Siegfried Helm aus Manebach hat sein halbes Leben der Fischzucht gewidmet. Er setzt bei Fischen lieber auf solide Arbeit als auf zweifelhaftes Glück.


MANEBACH – Jeder Mensch hat einen großen Traum. Während der eine gern einen Siebenzylinder fahren möchte, würde ein anderer lieber die Welt umsegeln. Siegfried Helm aus Manebach mag‘s bescheidener. Der 67-Jährige träumte schon als junger Mann vo n einem eigenen Angelteich.

Der passionierte Petrijünger ging in den 60er Jahren am Ortsausgang täglich an den alten Teichen der Porzellanfabrik vorbei. Wo heute die Gaststätte Steakhouse steht, wurde bis zum Zweiten Weltkrieg Porzellan hergestellt. Die Teichanlagen waren völlig verlandet, zum Teil wurden sie mit Porzellanscherben zugeschüttet.

,,Teiche und Fische sind meine Welt‘‘, erinnert sich heute Siegfried Helm, wenn er in der kleinen Fischerhütte sitzt. Der 67-Jährige bezeichnet sich selbst als einen ,,Fischverrückten‘‘. Als Angler habe er zu Zeiten des Sozialismus ,,etwas Eigenes‘‘ haben wollen. 1965 pachtete Helm das ehemalige Teichgelände im Hirschgrund. Doch bevor die ersten Forellen schwimmen konnten, musste Siegfried Helm zwei Jahre lang jede freie Minute in sein Vorhaben Fischzucht stecken. Die beiden Teiche wurden von Bäumen und Unrat befreit. Irgendwann hieß es dann: Wasser marsch! Der Bach vom Hirschkopf herunter ergoss sich in die Teichanlage. ,,Mit 30 Forellen habe ich angefangen‘‘, sagt Siegfried Helm voller Stolz. Jeden Tag beobachtete er nun seine Fische im klaren, aber eiskalten Wasser des Baches. Anglerstolz. Anglerglück konnte der junge Helm erst mit einem Vertrag mit der Binnenfischerei der DDR erheischen. Wer sich an diese Zeit erinnert, weiß, dass die Fischvorkommen in den Weltmeeren immer weiter zurückgingen. Die Versorgu ngswirtschaft musste auf einheimische Fisch setzen, und da kamen die Bestrebungen eines Siegfried Helm gerade richtig. Über die Binnenfischerei gab es das begehrte Forellenfutter, im Gegenzug durften sich die Werktätigen des Ilmenauer Porzellanwerks über frische Fische in der Werks- kantine freuen .

Nebenher belieferte Siegfried Helm schon damals das Hotel Lindenhof, den Konsum und weitere Verkaufsstellen. Im Herbst wurde abgefischt und gleich ausgeliefert. Frischer Fisch auf jeden Tisch, wie damals die Devise hieß. Reich wurde der hauptberufliche Tischler mit seiner Forellenzucht nicht – das wollte er wohl auch nicht. Mit einem Mal war Schluss. Mit der Wende war auch das vorübergehende Aus für Siegfried Helms Forellenzucht gekommen. ,,Lebensmittel aus dem Westen lockten die Leute in die Supermärkte‘‘, sagt der Fischzüchter aus Passion. Während sich die Forellen und Saiblinge im klaren Wasser erfreuten, kam eine Durststrecke für Helms.

Da Essen und Trinken bei den Thüringern die Seele zusammenhält, kamen jedoch bald die ersten wieder: ,,Du, Siegfried, du hast doch so schöne Forellen?‘‘ Siegfried hatte. Er stellte auf Ganzjahresbetrieb um, verfeinerte sein Bewässerungssystem. ,,Forellen brauchen viel Sauerstoff‘‘, bemerkt Helm und zeigt auf die Rohre, die frisches Bachwasser in die Teiche plätschern lassen. Das Wasser ist so klar, man möchte gleich hineinspringen. Beste Bedingungen für eine biologische Forellenzucht.

Karpfen mögen es gerade anders herum. Sie wollen warmes Wasser, fressen gar erst ab 18 Grad. Sie suchen ihr Futter im Modder. Siegfried Helm kommt ins Erzählen. In all den Jahren hat der Binnenfischer viel Erfahrung gesammelt. Er erinnert sich auch an schwarze Tage. ,,Da hast du den einen Tag gefüttert, am anderen Tag schwammen die Fische mit dem Bauch nach oben.‘‘ Ganze Schubkarrenladungen habe er tote Fische weggekarrt. ,,Lehrgeld zahlt ein jeder‘‘, ist sich Siegfried Helm sicher und rückt seinen unverkennbaren Hut zurecht. So kam es auch, dass er es mit Karpfen gar nicht probiert hat. ,,Das ist eine ganz andere Geschichte‘‘, sagt Helm. Mit ,,Futter rein und im Herbst große Fische fangen‘‘, ist nichts, schüttelt Siegfried Helm den Kopf. Karpfen kaufe er deshalb von einem Kooperationspartner hinzu.

Donnerstags wird es lebendig im Hirschgrund. Selbst Wachhund Terry ist ganz aufgeregt. An diesem Tag wird geräuchert. Eineinhalb bis zwei Stunden hängen Forellen, Karpfenstücke und Aale im heißen Rauch. ,,Je nach Wetter‘‘, sagt Siegfried Helm und weist mit der Hand gen Himmel. Das heißt so viel, wie die Witterung hat Einfluss aufs Räuchern.

Freitags von 9 bis 17 und samstags von 9 bis 12 Uhr wird das auf Bestellung Geräucherte (Anruf genügt) und der Frischfisch nach Bedarf verkauft. Wer mag, bekommt ein Rezept in die Hand gedrückt, frischen Meerrettich oder einen guten Ratschlag inklusive.

Siegfried Helm hat Glück im Leben gehabt. Nicht nur bei seiner Fischzucht. Vor zwei Jahren ist er dem Sensenmann um Haaresbreite entkommen. Sohn Volker, der damals bereits seit zwölf Jahren als erfolgreicher Finanzberater in Bayern arbeitete, fand den Weg zurück nach Manebach. Für den 33-Jährigen, dessen Leben mehr aus Zahlen und der Berechnung von Renditen besteht, ist die Fischzucht eine Art Ausgleichssport. Er hilft seinem Vater, ist gern an der Luft. ,,renditemäßig müsste ich sagen: Geschäft sofort schließen!‘‘, sagt Volker Helm lachend. Es sei ein Zubrot zur Rente des Vaters, mehr nicht. Doch dann sieht sich der Finanzmakler in der Familienpflicht: ,,Was mein Vater aufgebaut hat, muss erhalten werden. Und den Fischen ist‘s egal ob sie der Tischler oder der Finanzmakler füttert.‘‘

Übrigens: Das kleine Unternehmen ist sogar im Internet präsent. Auf der Homepage ist viel Wissenswertes zu erfahren. Voll des Lobes sind die Kunden auf den Seiten des Gästebuchs. Von ,,It‘s such a nice site, I love it‘‘, über ,,Keep up the good work‘‘ mit Grüßen aus New York bis hin zu verbalen Feststellungen: ,,Mmmmmmh...., lecker, kann man nur weiterempfehlen‘‘ von Sven die besten Grüßen aus Bayern von Stefan, Gerhard und Petra, wo zudem noch der gute Service gelobt wird.

Und wer einmal im Ilmenauer Lindenhof, im Hotel am Wald in Elgersburg, im Mönchshof, dem Schöffenhaus, im Waldfrieden im Frauenwald oder in der Oberen Schweitzer Hütte in Oberhof Forelle gebacken oder blau speist, kann sich der guten Qualität aus dem frischen Quellwasser des Hirschbachs in Manebach sicher sein. (V.PÖHL)


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